The Tale of the Prince and the Queen of Jnun
El Hi Ani © All rights reserved. (German translation follows)
One day, upon the return of Rabbi Abraham from a long and exhausting business trip to Fez, a royal guard stood at his door with a letter from the king in his hand (1860e).
Rabbi Abraham removed the royal seal with haste to find out what was the matter of concern.
” I, Si Mohamed the Great,” the letter read, “have heard of your great wisdom and I will find great pleasure to see you in my palace immediately upon your return to Fez. You will be received with great honour and your desire will be granted with God’s help!”
Afraid to offend the waiting king, Rabbi Abraham rushed to the royal palace still wearing his dusty clothes as commanded and upon his arrival at the palace, a banquet was held in his honour.
“Rabbi Abraham,” said the king “my son, the one to inherit my crown, lost his mind. I implore you, saint of saints, see to it that he is cured!”
“O great and generous king,” Rabbi Abraham replied, “who am I to cure anyone, not to speak of royalty and sons of kings? May you be blessed with long life, all I know is praying, the rest is in the hands of the Almighty! May He, in His mercy, grant us grace and make of your son the most benevolent prince worthy to inherit your crown of kings!”
Rabbi Abraham, wasting no time, took the young prince to his home, dressed in a Jewish robe, to dwell with him as one of his sons!
One night, Liltih, the queen of the jnun called upon Rabbi Abraham in his dream. ” I implore you, saint of saints,” said the queen of jnun, “give me the wicked prince, for he is destined to inflict misery upon the children of Israel”
Rabbi Abraham trembled in his dream and replied: “Go away, ‘thought-of-troubles,’ leave the prince alone, for his father to learn God is One and Israel serve Him!”
But the queen of the Jnun was determined to take the prince away and she snatched his soul with all her might and began her flight to heaven. And Rabbi Abraham levitated like an angel from the depth of his dream to open the gates of his house to allow the first light of the day to shine upon the face of the prince. And when the prince opened his eyes, the queen of jnun shrank from her great height into the smallest of creatures on earth, kneeling in fear at his feet.
Startled at first, the prince seized the queen of jnun, sealing her in a jar of marvellous transparency for everyone to see. And until the end of his days, even after the prince became king, people swear the queen of jnun kneeled at the king’s feet, reminding him that his state of mind remained in the hands of a jnun trapped in a fragile container. Should the king ever mistreat his subjects, the jar would shatter and the queen of jnun would escape with his soul and sanity!
Illustration
A king
A fairy queen in a bottle at the feet of the king
A Man with a beard and head cover standing and watching.
Die Geschichte von dem Prinzen und der Königin der Jnun*
Translation: Johanna Unger
Eines Tages, nach der Rückkehr des Rabbi Abraham von einer langen und anstrengenden Geschäftsreise nach Fez, stand ein königlicher Wächter an seiner Tür und hielt einen Brief vom König in seiner Hand.
Rabbi Abraham entfernte hastig das königliche Siegel um herauszufinden, um welches Anliegen es sich handelte.
„Ich, Si Mohamed der Große“, stand in dem Brief, „habe von deiner großen Weisheit gehört und es wird mir eine große Freude sein, dich unmittelbar nach deiner Rückkehr nach Fez in meinem Palast zu treffen. Du wirst mit großer Ehre empfangen werden und alles, was du dir wünschst wird dir mit Gottes Hilfe gewährt werden!“
Voller Sorge, den wartenden König zu verärgern, eilte Rabbi Abraham noch in seinen staubigen Kleidern wie befohlen zum königlichen Palast, und bei seiner Ankunft wurde zu seiner Ehre ein Gastmahl abgehalten.
„Rabbi Abraham“, sagte der König, „mein Sohn, der eine, der meine Krone erben soll, hat seinen Verstand verloren. Ich flehe dich an, Heiligster aller Heiligen, sorge dafür, dass er geheilt wird!“
„Oh großer und freigiebiger König, “ antwortete Rabbi Abraham, „wer bin ich, dass ich irgendjemanden heilen könnte, noch dazu Mitglieder des Königshauses und Söhne von Königen? Mögest Du mit einem langen Leben gesegnet sein, alles, was ich zu tun vermag ist zu beten, der Rest liegt in den Händen des Allmächtigen! Möge Er, in Seiner Barmherzigkeit, uns Gnade gewähren und aus deinem Sohn den huldvollsten Prinzen machen, der würdig ist deine Königskrone zu erben!“
Rabbi Abraham verlor keine Zeit und nahm den jungen Prinzen in einem jüdischen Gewand gekleidet mit zu sich nach Hause, um dort mit ihm wie mit einem seiner eigenen Söhne zu wohnen.
Eines Nachts rief Lilith, die Königin der Jnun, Rabbi Abraham in seinem Traum an. „Ich flehe dich an, Heiligster aller Heiligen,“ sagte die Königin der Jnun, „gib mir den frevelhaften Prinzen, denn er ist dazu bestimmt, den Kindern Israels Unheil zuzufügen.“
Rabbi Abraham erschauerte in seinem Traum und antwortete: „Hinfort mit dir, ‚Gedanke der Kümmernis‘, lass den Prinzen in Ruhe, auf dass sein Vater lerne, dass Gott der Eine ist und Israel Ihm diene!“
Aber die Königin der Jnun war entschlossen den Prinzen fortzubringen und sie riss seine Seele mit all ihrer Macht an sich und ergriff die Flucht gen Himmel. Und Rabbi Abraham schwebte wie ein Engel aus der Tiefe seines Traumes um die Tore seines Hauses zu öffnen und das erste Licht des Tages auf das Gesicht des Prinzen scheinen zu lassen. Und als der Prinz seine Augen öffnete, schrumpfte die Königin der Jnun von ihrer beträchtlichen Größe in das Kleinste der Geschöpfe der Erde und kniete furchterfüllt zu seinen Füßen.
Zunächst erschrocken ergriff der Prinz die Königin der Jnun und versiegelte sie in einem Glas von wundersamer Durchsichtigkeit, sodass sie für jedermann sichtbar war. Und bis zum Ende seiner Tage, selbst nachdem der Prinz König geworden war, schwören die Menschen, dass die Königin der Jnun zu seinen Füßen kniet und ihn daran erinnert, dass sein Geisteszustand in den Händen einer Jenn verblieb, welche in einem zerbrechlichen Gefäß eingeschlossen ist. Sollte der König seine Untertanen jemals schlecht behandeln, so würde das Glas entzweibrechen und die Königin der Jnun würde mit seiner Seele und seinem Verstand entfliehen.
*Jnun (Sg. Jenn): unsichtbare Geisteswesen in der marokkanischen Mythologie, die von Personen Besitz ergreifen und negative physische sowie psychische Auswirkungen auf sie haben